Dienstag, 31. Oktober 2017

Oktober 2017 – Giarmata in den Medien

Stauweiher generalüberholt
aus BanatulMeu.ro, Timişoara / Temeswar; 06.10.2016
Der 1970 auf der Giarmataer Flur Untere Lukin errichtete Stauweiher wurde generalüberholt. „Die hydromechanische Ausrüstung hat fast 50 Jahre lang ihre Schuldigkeit getan“, wird Titu Bojin, Direktor der ABA Banat (Verwaltung der Staugewässer Banat) zitiert. 113.376, 62 Lei haben die Arbeiten gekostet. Auch Taucher der Firma SALVO Timişoara waren an der Sanierung beteiligt.
+ + + De Stausee in der Lukin is vum Wasser aus’m Dritte Grawe gspeist wor, hun ich im Buch „Jahrmarkt im Banat“ nohgeles. + + +

Heimremis
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 08.10.2017
 Fußball - C4 (Liga III – Serie IV) – 7. Spieltag
CS Millenium Giarmata - ACSO Filiaşi  2:2 (0:1)
Torschützen: Ionel Dinu (Min. 36) und Sorin Calu (Min. 90) für die Gäste sowie Dorin Codrea (Min. 70 und 82) für die Gastgeber
Aufstellung CS Millenium: Robert MikloşSinişa Sporin, Darius Buzdugan, Mircea Stupu, Alexandru Cherecheş, Dorin Codrea, Radu Domşa, Ovidiu Ştefănescu (Min. 60, Adrian Bungău), Claudiu Ghighilicea (Min. 80, Aurelian Grunţă), Sebastian  Stoica (Min. 90, Adrian Rus), Ifeanyi Anagor.
Tabellenplatz: 12 CS Millenium Giarmata  5
Der Delegierte der Giarmataer Mannschaft, Viorel Vișan, zeigte sich „überrascht von der Schnelligkeit des Gegners“.

Auswärtsniederlagen
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 08.10.2017
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 8. Spieltag
AS Liebling - Millenium II Giarmata  3:1
Jebel - Unirea Cerneteaz   5:2
Tabelle: 8  Millenium II Giarmata  12
12 Unirea Cerneteaz  9

Heimsieg
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 13.10.2017
 Fußball - C4 (Liga III – Serie IV) – 8. Spieltag
CS Millenium Giarmata - CS Șoimii Lipova  2:1 (2:0)
Torschützen: Mircea Stupu  (Min. 11) und Radu Domşa  (Min. 45 + 2) für die Giarmataer sowie Vasinc (Min. 90 +4 ) für die Gästemannschaft
Aufstellung CS Millenium: Robert MiklosSinişa Sporin, Darius Buzdugan, Alexandru Cherecheş, Mircea StupuRadu Domşa, Dorin Codrea, Sebastian Stoica (Andrei Rus, Min. 90+2), Claudiu Ghighilicea, Ovidiu Ştefănescu (Adrian Bungău, Min. 70), Iseany Anagor (Laurenţiu Copoeru, Min. 89)
Tabellenplatz: 10 CS Millenium Giarmata  8

Klatsche
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 15.10.2017
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 9. Spieltag
Millenium II Giarmata – Flacăra Parța  1:7
Unirea Cerneteaz  - AS Liebling  5:1
Tabelle: 10  Unirea Cerneteaz  12
               11  Millenium II Giarmata  12

Vier Spuren
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 18.10.2017
Der Kreisrat des Kreises Timiș / Temesch hat den Ausbau der Kreisstraße 691, Dumbrăvița - Autobahnanschluss Giarmata genehmigt. Der Autobahnzubringer soll auf vier Spuren erweitert werden. Jetzt beginnt die Planungsphase.
+ + + Des hätt sich unser aldi Landstroß aah net troome geloss. + + +

Niederlage nach Führung
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 21.10.2017
 Fußball - C4 (Liga III – Serie IV) – 9. Spieltag
CS U Craiova SA 2 - CS Millenium Giarmata  3:1 (0:1)
Torschützen: Cătălin Ion (Min. 50), Ionuţ Trancă (Min. 72), Jovan Markovic (Min. 90) und Claudiu Ghighilicea (Min. 15) für Millenium.
Aufstellung CS Millenium: MiklosSporin, Cherecheş, Stupu, Ştefănescu (Min. 81, Copoeru), Buzdugan, Domşa, Stoica (Min. 80, Rus), Ghighilicea, Grunţă (Min. 71, Pricop), Anagor.
Tabellenplatz: 12 CS Millenium Giarmata  8

Gemeinderat wird einberufen
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 23.10.2017
Für den nächsten Tag schon wird der Gemeinderat Giarmata einberufen. Es gibt nur zwei Tagesordnungspunkte, die sich aber um viel Geld drehen. Die Wasserleitung und Kanalisation in Cerneteaz sollen 11 Millionen Lei kosten.

Produktionsstart in Giarmata
aus TION.ro, Timișoara / Temeswar, 24.10.2017
Der kanadische Autozulieferer Litens Automotive Group hat in seinem neuen Werk in Giarmata, Litens Automotive Eastern Europe, zwei Produktionslinien eröffnet. Die funktionsfähigen Herstellungslinien wurden eine aus Kanada und die andere aus Deutschland angeliefert. Im Jahre 2019 sollen in der Fabrik in Giarmata 250 Menschen beschäftigt sein. Die Firma ist auf den Bau von Riementriebkomponenten spezialisiert. CEO Paul Robinson hofft auf „gute Beziehungen zu neuen Zulieferern“. Das sollte eigentlich neue Arbeitsplätze in der Region schaffen.
+ + + Ich freue mich für Giarmata und hoffe, dass mit der Verlagerung der zwei Produktionslinien keine Arbeitsplätze in Kanada und Gelnhausen (Deutschland) vernichtet wurden. + + +

Schon wieder Gemeinderatssitzung
aus PrimăriaGiarmata.ro, Giarmata / Jahrmarkt, 25.10.2017
Für den 30. Oktober wird der Gemeinderat wieder einberufen. Diesmal gibt es 33 Tagesordnungspunkte zu bewältigen. Meistens geht es um Grundstücke. Auch die Müllentsorgung ist ein Thema, die Kirche in Cerneteaz soll repariert werden und die dortige Friedhofskapelle benötigt Instandhaltungsmaßnahmen, über die Planfeststellungsverfahren für das „Haus der Verheirateten“ und den „Termalkomplex Giarmata“ soll diskutiert und entschieden werden, auch ein Fotovoltaikpark ist im Gespräch und hat es auf die Tagesordnung geschafft.

Blackout
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 27.10.2017
 Fußball - C4 (Liga III – Serie IV) – 10. Spieltag
CS Millenium Giarmata - ACS Ghiroda  2:4 (2:0)
Torschützen: Pop (Min. 68), Saizu (Min. 78), Baranyi (Min. 80, 90+2)) für die Gäste und Anagor (Min. 17), Gavriluță (Min. 18, Eigentor) für Millenium.
Aufstellung CS Millenium: Robert Miklos, Sinisa Sporin, Mircea Stupu, Alexandru Cherecheș, Darius Buzdugan, Radu Domșa, Dorin Codrea, Ovidiu Ștefănescu, Sebastian Stoica, Claudiu Ghighilicea, Ifeanyi Anagor.
Tabellenplatz: 12 CS Millenium Giarmata  8
+ + + Auch wenn Trainer Răzvan Leucă über die Schiedsrichterleistung schimpft, darf man nicht vergessen, dass ein Fußballspiel eben zwei Hälften hat. Ein Fußballblackout wird oft hart bestraft. Das erinnert mich an ein 4:4 zwischen Deutschland und Schweden, nachdem die deutsche Mannschaft mit 4:0 geführt hatte. + + +

Hoher Sieg und Remis zu Hause
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 29.10.2017
Fußball - Liga V Timiș – Serie II – 11. Spieltag
Millenium II Giarmata – Gloria Uivar  7:2
Unirea Cerneteaz - Ripensia II Timișoara  1:1
Tabelle: 8  Millenium II Giarmata  15
10 Unirea Cerneteaz  13

Auch die Kleinsten sind im Wettkampfmodus
aus SportTim.ro, Timişoara / Temeswar; 31.10.2017
Fußball – Juniorenkreismeisterschaft – Junioren C (Jahrgänge 2003 – 2004) – 9. Spieltag
LPS Banatul – CS Millenium Giarmata  7:0
Junioren E (Jahrgänge 2007 – 2008) – 10. Spieltag
CS Millenium GiarmataASU Politehnica 1-5

Wie ein Pfarrbrief
aus FOAIA de GIARMATA, Timişoara / Temeswar; Oktober 2017
Inhalt und Gestaltung ähneln diesmal einem Pfarrbrief. Die Redakteurin Roxana Furdean führt ein ausführliches Gespräch mit dem orthodoxen Dorfpfarrer Sorin Vasiu. Der Geistliche erläutert alle Reparatur- und Verschönerungsarbeiten, die heuer schon an der orthodoxen Kirche durchgeführt wurden und die noch anstehen. Die Kosten wurden von den Gläubigen und dem Rathaus getragen. Er zeigt sich auch erfreut darüber, dass die Gemeinschaft (comunitatea) in Giarmata langsam zusammenwächst. 
+ + + Von anderen Spendern hat er nichts erwähnt. Hätte ja sein können. Bei entsprechenden Kontakten (auch ins Ausland) ist alles möglich. + + +

Montag, 23. Oktober 2017

Wie Matthias Kehle und Răzvan Georgescu in eine rumänische Literaturzeitschrift kommen

Matthias Kehle ist ein im deutschen Literaturbetrieb gut vernetzter Schriftsteller. Er wurde 1967 in Karlsruhe geboren und studierte an der Universität Heidelberg Germanistik und Soziologie. Bei Wikipedia sind 18 Werke von ihm (Autor & Mitautor) gelistet. Das letzte ist ein zweisprachiger Gedichtband Fundus / Stoc. Den Originals sind in dieser Publikation die rumänischen Übersetzungen gegenübergestellt. Der Herausgeber, Schriftsteller und Übersetzer Traian Pop Traian zeichnet für die rumänische Version von  Kehles Gedichten. Das Vorwort des 86 Seiten starken Büchleins (ISBN: 978-3-86356-149-9, 14,00 €) wurde von Cătălin Dorian Florescu verfasst.

Die Septemberausgabe der Temeswarer Literaturzeitschrift ORIZONT kündigt für den Herbst das Erscheinen „einer Anthologie“ mit Gedichten von Matthias Kehle an, von denen einige in der rumänischen Variante auf der gleichen Seite (23) den Lesern präsentiert werden. Ich nehme an, dass die rumänischen Redakteure von ORIZONT mit der angekündigten Anthologie den im POP-Verlag erschienenen Gedichtband Fundus / Stoc meinen, der schon auf dem Markt ist.

Das allein erklärt noch nicht, warum ORIZONT von dieser Neuerscheinung (wenn auch leicht irritierend – es sei denn, es erblüht wirklich auch noch eine Blumenlese in diesem Herbst mit Gedichten von Kehle) berichtet. Näher kommen wir einer Erklärung aber schon, wenn wir berücksichtigen, dass Traian Pop Traian ein gebürtiger Kronstädter (Brașov) mit Studienzeit in Temeswar ist und Cătălin Dorian Florescu in Temeswar (Timișoara) geboren wurde. Dazu sollte man sagen, dass Traian Pop Traian im Jahre 2002 den Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes der Filiale Temeswar, die auch ORIZONT herausbringt, erhielt. Und Florescus schriftstellerischer Werdegang im deutschsprachigen Raum wird seit Jahren wohlwollend in Rumänien und besonders in Temeswar verfolgt. Dass Pop sich seit vielen Jahren als Verleger bemüht, rumänische Literatur deutschen Lesern schmackhaft zu machen, ist keine Neuigkeit. Umso erfreulicher ist es, jetzt feststellen zu können, dass man auch versucht, den umgekehrten Weg zu gehen – also vom Deutschen ins Rumänische. Die Netzwerke in die alte Heimat scheinen noch intakt zu sein. Und das ist gut so, sonst wäre der Name Matthias Kehle nie und nimmer in einer rumänischen Literaturzeitschrift anzutreffen.

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Die im Zweiwochenrhythmus in München erscheinende Wochenzeitung BANATER POST hat am 20. August einen Nachruf von Halrun Reinholz „zum Tode des Filmregisseurs Răzvan Georgescu“, der „nur 51 Jahre alt geworden“ ist, veröffentlicht. Er lebte als Lenau-Schüler und danach als Erwachsener ein „Dasein als (rumänische) Minderheit in der (rumäniendeutschen) Minderheit“.

Die Leser der BANATER POST konnten dann in der Doppelnummer vom 15. September das Redemanuskript eines Vortrages lesen, den Răzvan Georgescu beim Lenau-Schultreffen 2011 in Neusäß gehalten hat. Der Text trägt in der Zeitung die Überschrift Ein Escu unter Deutschen – ewig Fremder oder überall zuhause? So und nicht anders wird man vom Kind rumänischer Eltern zum deutschen Intellektuellen. Ich könnte mir vorstellen, nicht der Einzige zu sein, der diesen Essay zweimal gelesen hat. Sprachwitz gepaart mit einer gut meinenden Beobachtungsgabe ermöglichen einen Lesegenuss, der stark mit dem Veröffentlichungsgrund dieses Textes kontrastiert. Dabei hat man nie den Eindruck, dass sein Autor sich, bei aller Sympathie für die deutsche Sprache und Kultur, von seiner nationalen Identität, also dem Rumänischen, entfernt.

Und wie dieses angeborene Rumänischsein sich im Alltag  Răzvan Georgescus manifestierte, kann man in der oben erwähnten Nummer der Literaturzeitschrift ORIZONT auf Seite 24 in einem berührenden Nachruf von Cătălin Dorian Florescu nachlesen. Dort erfährt der Leser schon im ersten Absatz, wie mächtig Sprache und insbesondere die Muttersprache auf offene Gemüter wirkt: „Ich habe Răzvan Georgescu vor mehr als 10 Jahren kennengelernt, in Amsterdam. Wir waren drei Freunde und Schulkollegen aus Temeswar und unterhielten uns, auf der Suche nach einem Restaurant, laut auf der Straße. Răzvan, der dort an einem Dokumentarfilmfestival teilnahm, hat uns gehört, überquerte die Straße und schloss sich uns an.“

So entstehen dauernde Bekanntschaften und sogar Freundschaften. Und wenn die Protagonisten dann auch in der gleichen Mehrsprachigkeit beheimatet sind, und das sogar noch im literarischen und kulturellen Spektrum, dann sind Nachwirkungen über den Tod hinaus keine Seltenheit. Răzvan Georgescu und Cătălin Dorian Florescu gehör(t)en zu diesen kreativen Wanderern zwischen den Sprachen.
Anton Potche

Montag, 16. Oktober 2017

Wenn die Tuba mit der Harfe

Beim Label Coviello Classic der Produktionsfirma MBM findet man Musikproduktionen von so namhaften Orchestern und Ensembles wie Sinfonieorchester Aachen, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Radiophilharmonie des NDR, Nomos Quartett, Hörner der Berliner Philharmoniker, Salzburg Chamber Soloists und viele andere. Auch das Orchester des Nationaltheaters Mannheim gehört schon länger dazu - aber jetzt mit einer neuen Produktion: PAESAGGIO – WORKS FOR TUBA AND ORCHESTRA.

Diese aus tontechnischer Sicht hervorragende CD weist mehrere Besonderheiten auf. Da wäre einmal das sehr flexibel musizierende Orchester des Nationaltheaters Mannheim, das bei dieser Einspielung unter der Leitung von Walter Hilgers stand und eine exzellente Begleitrolle einnahm. Als Hauptakteure, und das wäre eine weitere Besonderheit, fungieren eine Solistin und ein Solist auf zwei Instrumenten, die man höchst selten – wenn überhaupt - im Duett erleben kann: Johanna Jung an der Harfe und Siegfried Jung an der Tuba. Dass dann auf dem Cover nur der Tubist abgebildet ist, hat weniger damit zu tun, wer in der Familie Jung das Sagen hat, sondern mehr mit dem musikalischen Schwerpunkt, der diesmal auf der Tuba liegt. Fünf Stücke wurden für diese Scheibe eingespielt – und alle für Tuba und Orchester sowie vereinzelt zusätzlich für Harfe und Klavier. Als weitere Besonderheit sollte nicht unerwähnt bleiben, dass zwei der Werke sogar für das Ehepaar Jung komponiert wurden und hier ihre Einspielpremiere erlebten.


Ralph Vaughan Williams’ (1872 – 1958) Konzert für Basstuba und Orchester wurde von den seit Langem erfolgreich kooperierenden Orchestermusikern Walter Hilgers am Pult und Siegfried Jung am Instrument schon öfters mit diversen Ensembles aufgeführt – in Rumänien sogar mit der berühmten Philharmonie George Enescu aus Bukarest. Die Art und Weise, wie die zwei Musiker dieses Konzert gestalten, führt dazu, dass die Tuba ihren Ruf des Exoten im klassischen Instrumentarium einbüßt – was natürlich auch so gewollt ist. Die Tuba ist ein gleichwertiges Instrument im Kreise der etablierten Blas- und Streichinstrumente eines symphonischen Orchesters. Ja, mehr noch, sie wird auch allen solistischen Ansprüchen gerecht – wenn sie von den richtigen Musikern geblasen wird. Wie eine Tube in einem Orchesterkonzert in der Solorolle klingen muss, wird von Siegfried Jung in dieser R. V. Williams-Einspielung demonstriert: sehr gefühlbetont in den Kantilenen, in den Tonhöhen sich dem Schönklang des Euphoniums nähernd und virtuos in den schnellen Passagen.

Das zweite Stück dieser CD ist ein Auftragswerk: Divertimento für Tuba, Harfe und Orchester. Wie das vorausgehende ist auch dieses ein Drei-Satz-Werk. Komponiert wurde es von Willi März, ein Münchner Komponist und Arrangeur, der seine Herkunft schon im ersten Satz seines Werkes nicht verleugnet. (Und schon längst nicht im dritten, ein Zwiefacher. Ich erinnerte mich sofort an meinen ersten Einsatz in einer bayerischen Blaskapelle aus Schierling. Plötzlich hieß es da: eins, zwei, drei; eins, zwei, drei; eins, zwei; eins, zwei; und dann wieder zwei Dreiertackte, gefolgt von zwei Zweiertackten und immer so weiter – für einen Banater Schwaben äußerst ungewöhnlich. Ich habe zwar kein Blut geschwitzt, musste aber schnell erkennen, dass man hier mit Hören weiter kommt als mit Zählen. Tja, da trifft sich anspruchsvolle Klassik mit aus dem Volk übermitteltem Musikantentum. Und dazu kommt eine harmonische Instrumentalehe. Welch herrliche Musik, wenn Harfe und Basstuba wie hier harmonieren. Ich konnte beim Zuhören keine Anlehnungen an andere Werke und schon längst nichts Epigonenhaftes erkennen. Aber etwas Estradenhaftes wohnt dieser Musik inne. Du kannst sie einfach überall spielen. Man kann sie sich sowohl in einem Konzertsaal als auch in einem Kurortpavillon vorstellen. Was dabei allerdings stimmen muss, ist die Qualität des Orchesters und der Solisten. Also Musik, der jedermann lauschen, aber die nicht jedermann spielen kann.

Als drittes Stück beinhaltet diese Produktion ein 20minütiges Musikepos von Torbjörn Iwan Lundquist (1920 – 2000). Als ich die ersten Takte vernahm, fiel mir sofort Finlandia ein. (Nicht der Vodka, sondern Jean Sibelius’ sinfonische Dichtung.) Aber von dem, was Finnen empfinden, liegen die Schweden anscheinend nicht allzu weit entfernt. Torbjörn Iwan Lundquist hat mit Landscape für Tuba, Streichorchester und Klavier genau die passende Musik zu den naturbetonten, oft schroffen und endlosen Landschaften Skandinaviens komponiert. Das war wirklich so: Ich habe beim zweiten Abspielen dieses Stückes das Licht im Zimmer ausgemacht und mir diese Musik bei hereinschauendem Mond zu Gemüte geführt. Off, ich hatte schon Angst, da kommen sich Tuba und Orchester in die Quere. Zum Glück waren die boshaften Akkorde nach dem gleitenden Tubasolo zu Beginn des Stückes nur eine Andeutung der auch unwirtlich sein könnenden Landschaft des Nordens. Man einigte sich schnell, weil der Komponist es eben so wollte. Und ich durfte bei herbstlichem Mondschein meine Einsamkeit genießen. Manchmal kann Alleinsein so schön sein. Wie zum Beispiel bei dieser Musik.


Johanna Jung
Fotoquelle: Booklet
Das vierte Stück ist auch eine Auftragskomposition. Andrea Csollány (*1964) hat sie für das in der Pfalz beheimatete Ehepaar Jung  - er, Siegfried,  ein geborener Banater Schwabe und sie, Johanna, eine Oberbayerin – geschrieben: Prayer für Tuba, Harfe und Streicher. Laut Booklet (ausführlich und zweisprachig: deutsch – englisch, mit gelungenen Schwarzweißfotos) bedeutet Prayer Gebet. Welch ein Widerspruch zum Inhalt. Wer dieser Musik lauscht, vergisst doch zu beten. Diese Melodiecluster zwingen dich zum Lauschen, wie beim Lesen eines guten Buches. Wie geht es weiter? Liegt da nicht ein Flimmern über der endlosen Puszta? Die Sonne versinkt am Horizont. Ich spekuliere einfach. Als Hörer darf ich das doch. Der Name der Komponistin deutet auf diese Möglichkeit hin. Und der Geburtsort des Tubisten? Der liegt am Rande des pannonischen Beckens. Da ruft der Sonnenuntergang in der Sommerhitze das gleiche Flimmern hervor. Und die Harfenistin? Ihre Heimatstadt liegt an der Donau, dem Strom, der die Puszta durchquert und auf dem vor 300 Jahren die Ahnen des Tubisten ins Banat fuhren. Wer weiß, vielleicht haben sie ja in Ingolstadt angelegt. Sollten diese historischen Hintergründe eine Seelenverwandtschaft rechtfertigen, dann ist Prayer der richtige Titel für dieses faszinierende Stückchen Musik – auch wenn man beim Zuhören das Beten vergisst.

Zum Schluss eines gelungenen Konzertes gibt es oft eine oder auch mehrere Zugaben. In der Klassik ist es meistens ein Ohrwurm. Siegfried Jung spielt in Liveauftritten gerne den Rumänischen Tanz Nr. 2 von Ionel Dumitru (1915 – 1997), doch nicht die Originalfassung für Tuba und Klavier sondern ein Arrangement für Tuba und Orchester von Willi März. Und man muss schon sagen, der Münchner Komponist & Arrangeur hat den Ton getroffen. Es ist der gleiche, dem schon Béla Bartók (1881 – 1945) mit seinen Rumänischen Tänzen Weltruhm verschafft hat. Ein Ton, der die Alltagsmühen wie auch die Leichtigkeit und Heiterkeit der Völker Südosteuropas in ein musikalisches Gewand kleidet – nicht nur das der Rumänen. Und dieses Gewand mit einem Tubaton genäht ist noch mal eine Kunst für sich. Wer sich davon überzeugen will, sollte sich diese CD besorgen. Sie klingt mit Ionel Dumitrus virtuosem Tubastück aus.

Irritierend war für mich bei aller Begeisterung für die gehörte Musik die Beschriftung des Covers. Dreisprachig: Paessagio (italienisch), Works for Tuba and Orchestra (englisch), Siegfried Jung – Tuba (deutsch, englisch), Johanna Jung – Harp (englisch), Orchester des Nationaltheaters Mannheim (deutsch), Walter Hilgers – Conductor (englisch). Die Qualität dieser Musikproduktion unterstreicht die Internationalität der Musik auch ohne dieses Sprachengemenge auf dem Cover, ganz gleich, was die Gestalter sich dabei gedacht haben.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich diese mit nicht alltäglicher Musik bestückte CD zu besorgen. Das Label Coviello Classics bietet sie an (http://www.covielloclassics.de/), über Siegfried Jungs Homepage kann man sie über einen Shop für 15 Euro plus Versandkosten erwerben  (https://www.siegfriedjung.de/shop). Auch Amazon bietet sie schon an - zu anderen Preisen (https://www.amazon.de/Paesaggio-Werke-F%C3%BCr-Tuba-Jung/dp/B075RSVGX6) - und im Musikhandel müsste man sie ebenfalls kaufen können.
 Anton Potche

Montag, 9. Oktober 2017

Wurde „Geschenkt“ verfilmt?

Daniel Glattauer: Geschenkt; Deuticke Verlag Wien, 2014; 336 Seiten, fester Einband; ISBN 978-3-552-06257-3;19,90 Euro;  ePUB: ISBN 978-3-552-06271-9; 15,99 Euro;  (bei Amazon gibt es das Buch zu verschiedenen Preisen)

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. So weiß es der Volksmund. Das hat den dreiundvierzig Jahre alten und dem Alkohohl nicht abgeneigten Journalisten Gerold Plassek aber nicht davon abgehalten, nach anfänglicher Gleichgültigkeit nach einem mysteriösen Geldspender zu suchen. Wer nun erwartet, hier etwas über einen spannenden Krimi zu erfahren, den muss ich enttäuschen.

Nein, keine Kriminalgeschichte, dafür aber ein von allen Gesichtspunkten unterhaltsamer, fesselnder und auch informativer (man weiß ja nie so recht, wie viel Realität in einer Fiktion steckt – oder umgekehrt) Roman, der im Wiener Pressemilieu angesiedelt ist und so manchen Einblick in soziale Randgruppen der österreichischen Gesellschaft gewährt.

So schreibt man also Bestseller. Wie Daniel Glattauer es mit Geschenkt lehrbuchmäßig vormacht. Man findet eine wahre Begebenheit – hier eine Geschichte, die sich 2011 in Braunschweig zugetragen hat - und stellt auf ihr mit Hilfe eigener Lebens- und Berufserfahrungen das Gerüst eines Romans auf. Dann baut man mit einer vor zum Schmunzeln anregenden Wortspielen („Es ist eben nicht immer alles so, wie es aussieht, selbst wenn es verdammt danach aussieht.“) und Sprachvariationen („Schon der Gedanke an einen Gedanken daran war denkunmöglich.“) nur so strotzenden Sprache am Romanhaus, und zwar so lange, bis man einfach den Spaß an der Arbeit verliert. Ob mit oder ohne Dach scheint Daniel Glattauer zumindest bei diesem Romanbau nicht interessiert zu haben.

Geschenkt ist unfertig. Er, der Romancier, hört irgendwann auf zu erzählen, ohne nur einen einzigen der vielen Handlungsstränge fertig zu flechten, geschweige denn sie zu verknoten. Er könnte eigentlich sofort einen Fortsetzungsroman anhängen. Mit einem so liebenswürdigen Chaoten wie diesem Gerold, genannt Geri, der lange gar nicht wusste, dass er neben einer Tochter aus einer geschiedenen Ehe auch noch einen Sohn aus einer anderen geschiedenen Ehe hatte, würde das bestimmt gelingen.

Was dem Leser von Geschenkt nicht oder nur sehr schwer gelingen wird, ist eine dezidierte Parteinahme. Eine Differenzierung in Gut und Böse ist nicht möglich. Wenngleich die Protagonisten des Romans aus ganz verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen. „Zoltans Bar in der Schlachtgasse, die quasi“ Geris „verlängertes Wohnzimmer war, was zugegebenermaßen kein gutes Licht auf [seine] Wohnverhältnisse warf“, kann man sich leicht im Erdgeschoss eines Hauses vorstellen, ebenso wie man „diese Teufelspraxis in der Margaretenstraße“, wo die ledige Zahnärztin „mit den blonden kurzen Haaren und dem entzückenden […] Achzig-Grad-Übergang von der entzückenden Kinnkante zum entzückenden Halsansatz“ praktizierte, problemlos in einem lichtdurchfluteten Obergeschoss vermuten darf.

Vorstellen kann man sich bei dieser Glattauer-Schöpfung viel. Auch, dass der bisher über 100.000 Mal verkaufte Roman ein Kinoerfolg wird. Der für Das finstere Tal hoch gelobte Regisseur Andreas Prochaska hat sich angeblich der Verfilmung von Geschenkt angenommen, schrieb der DONAUKURIER am 17. September 2015. Das könnte auch ein Grund sein, mal wieder ins Kino zu gehen - falls es den Film gibt. Näheres dazu konnte ich leider nicht ausfindig machen. Seine Existenz scheint so rätselhaft wie der anonyme Spender in Geschenkt zu sein.

Anton Potche