Donnerstag, 4. September 2014

Ein steiniger Weg für Klaus Johannis

Dass rumänische Regierungen gerne mit Verordnungen (ordonanţe) regieren, ist längst kein Geheimnis mehr. Die letzte dieser ominösen Regierungserlasse trägt die Nummer 55. Sie soll den Parteiwechsel der Funktionsträger in Kreisen, Städten und Gemeinden legalisieren; heißt, dass alle „politischen Migranten“, wie die rumänische Presse sie nennt, ihre warmen Posten und Pöstchen behalten werden, wenn sie ihre politische Gesinnung inklusive Partei wechseln. Das muss aber in den nächsten 45 Tagen passieren, denn nur so lange soll „Ordonanţa 55/2014“ ihre Wirkung zeigen, also bis kurz vor der anstehenden Wahl zum Präsidenten Rumäniens (2. und eventuell 16. November 2014).

Es gibt ein Gesetz aus dem Jahre 2004, das den Status des gewählten Funktionsträgers festschreibt. Dadurch werden die Gewählten verpflichtet, den Parteien, auf deren Listen sie kandidiert haben, treu zu bleiben. Die Alternative wäre der Verlust des Mandats. Betrachtet man aber die sehr lebhafte politische Szene in Rumänien, in der es immer wieder zu Parteineugründungen und zu Spaltungen etablierter Parteien, aber auch zu mehr oder weniger dauerhaften Parteiallianzen kommt, kann man nachvollziehen, dass der ein oder andere Bürgermeister oder Vorsitzende eines Kreisrates schon mal die Fahne wechseln würde.

Diese Maßnahme sei richtig und notwendig, um „die den Bürger direkt betreffende Verwaltungsarbeit effizienter zu gestalten“, heißt es in dem veröffentlichten Wortlaut der Verordnung. Aus Sicht der Regierungsparteien PSD, UDMR, PC und UNPR ist das natürlich schon darum in Ordnung, weil sie auf regen Zulauf hoffen dürfen, werden doch viele Gelder für lokale Infrastrukturmaßnahmen noch immer von Bukarest genehmigt. Das könnte dann folgerichtig dem Präsidentschaftskandidat der Sozialdemokraten (PSD) und ihren Verbündeten, Victor Ponta, dem gegenwärtigen Regierungschef, in die Hände spielen, wenn es im Herbst um das höchste Amt im Staat geht.

Klaus Johannis
Die Opposition um den Siebenbürger Sachsen Klaus Johannis (PNL) sieht hingegen rot. Der national-liberale Parteivorsitzende ist nämlich der große Gegenspieler Victor Pontas. Auch er will Präsident Rumäniens werden. Und einige Analysten sehen seine Chancen gar nicht so schlecht, wie die Ponta-Seite es immer wieder darstellt. Johannis wird von dem neuen Parteienbündnis Christlich-Liberale Allianz (ACL) – National-Liberale Partei (PNL) & Demokrat-Liberale Partei (PDL) – unterstützt und sieht sich wie sein liberaler Bündnispartner Vasile Blaga im Wahlkampf stark benachteiligt, zumal die ersten Parteiübertritte ins Lager der regierenden Parteien schon zu verzeichnen sind. Beide Politiker haben den Gang vors Verfassungsgericht angekündigt, um diese Verordnung noch rechtzeitig außer Kraft setzen zu lassen.

Ob das allerdings gelingen wird, kann angesichts der Tatsache, dass zur rumänischen Gesellschaftscharakteristika auch eine sehr langsam agierende Justiz gehört, angezweifelt werden. Auf jeden Fall ist jetzt schon absehbar, dass auf den Weg des Klaus Johannis zum Präsidentenamt Rumäniens noch einige Felsbrocken stürzen werden.
Anton Potche

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