Bei konkreter Kunst wird oft die Nase gerümpft, wie bei
abstrakter auch. Ich will nicht verschweigen, dass auch meine Nase schon das
ein oder andere Mal leichte Rümpfbewegungen absolviert hat. Leugnen sollte ich
dabei aber auch nicht, dass meine Skepsis bei einer sachkundigen Museumsführung
auch schon in ehrliche Bewunderung umgeschlagen ist. Also machen die
verschiedenen Veranstaltungen, die Museen anbieten, durchaus Sinn, auch wenn
nicht alle Besucher sie als Gewinn verbuchen wollen oder können.
Das ist in Ingolstadts reicher Museumslandschaft nicht
anders als andernorts. Das Museum für Konkrete Kunst beherbergt
zurzeit gleich zwei Ausstellungen: eckig
rund und bunt – Eine Ausstellung für die ganze Familie sowie Millimeterarbeit. Hartmut Böhm nimmt Maß,
beide zu sehen bis zum 19. Oktober 2014. Begleitet werden die Ausstellungen von
einem Programm, das sich sehen lassen kann. Sage und schreibe 24
Veranstaltungen sind im MKK Ingolstadt bis zum 19. Oktober
vorgesehen.
Sonntags?Kunst!
hieß die Veranstaltung am 27. Juli 2014. Von 11 bis 17 Uhr waren Führungen und
Familienworkshops vorgesehen. Man erfuhr aus sachkundigem Munde, wie Arbeiten
eines Hartmut Böhm (*1938), Erich Hauser (1930 – 2004), Max Cole (*1937), Hermann Glöckner (1898 – 1987) oder Erwin Heerich (1922 – 2004) überhaupt entstanden sind, eventuell
auch etwas über die Beweggründe ihrer Entstehung, auch Interessantes aus den
Biographien der Künstler und vieles mehr. In der Ausstellung eckig rund und bunt sind Arbeiten von
mehr als 20 Künstlern zu sehen und, „damit auch die kleinen Museumsbesucher in
den vollen Kunstgenuss kommen, werden die Werke in Augenhöhe der Kinder
präsentiert“. (Programm-Faltblatt). Dass bei diesen Kunsterlebnissen auch mal
ein Erwachsener ins Grübeln kommen kann, ist spätestens bei dem ausgestellten
Werk von Christian Frosch (*1968)
nachvollziehbar: „Bin ich vielleicht auch ein Künstler? So etwas ist mir doch
auch schon widerfahren, nur habe ich es nicht als Kunst wahrgenommen.“ Der
Künstler aus München hat nämlich die getrocknete Farbe auf einem
Farbeimerdeckel als Kunst deklariert. Ja, warum denn nicht? Man muss etwas nur
als solche erkennen.
So kann ein Museumstag wirklich abwechslungs- und
erkenntnisreich sein. Überhaupt wenn er auch noch von guter (in diesem Fall von
sehr guter) Musik eingeläutet wird. Die Organisatoren hatten das Ingolstädter
Saxophonquartett 4phones für ein einstündiges Konzert im Freien, im Schatten altehrwürdiger Platanen und
eingerahmt von Plastiken, die man allesamt der konkreten Kunst zurechnen kann,
verpflichtet. Die Zuhörer saßen übrigens auf Kunstsitzgelegenheiten, die Teil
einer weiteren, also dritten, Ausstellung im MKK sind:
Donau-Rundweg – Donau Loop (25.07 -
07.09.2014). Als sehr gelungener Kunstgriff erwies sich auch der Auftritt von 4phones (Video auf YouTube), denn sowohl das Repertoire als auch
die niveauvolle Darbietung der Musikerin und ihrer drei Kollegen ließen das
kunstsinnige oder nur neugierige Publikum (zur zweiten Kategorie zähle
ich mich auch gerne) voll auf seine (Musik)Rechnung kommen. Dynamisch
eindrucksvoll - obwohl man in der Nähe einer viel befahrenen Straße musizierte
-, harmonisch ausgewogen, technisch stellenweise sogar virtuos und schon nach
dem ersten Stück mit einem direkten Draht zum Publikum durch eine kurze
Anmoderation der Stücke. Damit waren die wahrlich besten Voraussetzungen für
einen ereignisreichen Museumstag geschaffen und als es am Nachmittag
gewitterte, waren längst alle Liebhaber und Neugierige drinnen bei den
ausgestellten Werken.
Anton Potche
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen