Montag, 18. November 2013

Gute Musik mit Zuschauergequatsche

Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik (Hg.): 8. Donauschwäbisches Blasmusikkonzert vom 08. Juli 2012 in Herzogenriedpark Mannheim; DVD, 65 Minuten, 16,95 Euro;  Bestellung: Donauschwaben Musikverlag.

Wie groß der Unterschied zwischen einer Studioeinspielung und Liveaufnahmen ist, wird jedem, der sich diese DVD zu Gemüte führt, gleich zu Beginn vorgeführt. Der sommerliche Herzogenriedpark in Mannheim kommt einem beim erklingen der Frühlingsblüten-Polka von Sepp Schmalz, eine Studioaufnahme der Banater Studiomusiker Karlsruhe unter der Leitung von Anton Hollich, noch schöner vor, als er eh schon ist.

Doch schon beim zweiten Stück wird man von der harten Musikantenrealität eingenommen. Die Aufnahmegeräte sind unerbärmlich bei einem Livemitschnitt. Auch die kleinste Dissonanz wird aufgezeichnet. Das unscheinbarste Missgeschick wirkt beim Ansehen und -hören der Scheibe überbetont.

Das ist die Gefahr, der sich Musikkapellen heutzutage bei jedem Auftritt aussetzen. Umso erfreulicher ist es, wenn sie trotzdem ganze Konzerte vor laufenden Kameras bestreiten. Ärgerlich wirkt bei einem Livemitschnitt oft nur das Verhalten der Zuschauer. Das gilt auch für diese Aufnahme. Man ist geneigt in den Fernseher oder den PC, an dem man dieses Konzert gerade verfolgt, zu schreien: Haltet doch endlich den Mund! Oder in diesem Fall besser banatschwäbisch: Halt doch endlich’s Maul! Ich frage mich seit ewig, was Menschen so Wichtiges zu quatschen haben, wenn Musikanten auf der Bühne spielen und singen oder der Moderator, hier Anton Bleiziffer, spricht. Und das bei Konzertbestuhlung. Unfassbar! Wohlgemerkt: Es geht nicht um die normalen Hintergrundgeräusche, die man in einem Stadtpark, wo immer Menschen unterwegs sind, nun mal hat, sondern um das laute Gemurmel der Konzertbesucher.

Drei Blaskapellen haben sich bei diesem Open-Air-Konzert in Mannheim ein Stelldichein gegeben: Original Banater Dorfmusikanten, Ltg.: Helmut BaumgärtnerMährisch Böhmische Blasmusik, Ltg.: Frank Eidenpenz
und Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg, Ltg.: Michael Bielz. Und sie haben mit Hingabe und spürbarer Liebe zu „ihrer“ Musik gespielt. Gemeint sind Märsche, Polkas und Walzer, wie sie einst in Südosteuropa in jedem von Deutschen bewohnten Dorf erklangen.

Für diese schon zur Tradition gewordene Konzertreihe (das war das achte Konzert) zeichnet seit Jahren der Freundeskreis Donauschwäbische Blasmusik e.V. Der Verein hat auch die Herausgeberschaft für diese DVD übernommen und unter der bewährten Leitung von Stephan H. Pollmann dafür gesorgt, dass diese Produktion mit einer Studioaufnahme ausklingt: Blasmusik ohne störendes Zuschauergequatsche. Welch ein Genuss für Ohr und Gemüt!

Anton Potche

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