Dienstag, 9. Juli 2013

Rumänische Kulturpolitik

Nachdem die Regierung Ponta als eine ihrer ersten Amtshandlungen den damaligen Direktor des Rumänischen Kulturinstituts (ICR), eine dem Goethe-Institut ähnliche Einrichtung, den Kulturphilosophen Horia-Roman Patapievici seines Amtes enthoben hat, musste jetzt auch sein Nachfolger, Andrei Marga, in Amt und Würden seit September letzten Jahres, seinen Stuhl räumen. Der ehemalige Rektor der Clujer (Klausenburger) Babeş-Bolyai-Universität und Herderpreisträger war stark ins Schussfeuer der rumänischen Intellektualität geraten. Man hat ihm unter anderem kommunistische Kulturpolitik vorgeworfen.

Andrei Marga, der auch schon Außen- und Bildungsminister Rumäniens war, verweist auf Intrigen, die zu seinem (erzwungenen) Rücktritt geführt haben, ohne allerdings konkrete Namen zu nennen. Wo die wahren Strippenzieher sitzen, wird man wahrscheinlich auch nicht genau erfahren. Fakt ist nur, dass der Wechsel an der Spitze des Kulturinstituts vorgenommen wurde, nachdem Premier Victor Ponta von einer Berlin-Reise zurückgekehrt war.

Der neue Mann an der Spitze des ICR ist ein völlig unbeschriebenes Blatt, obzwar es in seiner Vita nicht an begleiteten Ämtern mangelt. Der 50jährige Lilian Zamfiroiu hat sich vom Chemietechniker, über den Rumänischlehrer und Ämter im Bildungs-, Verteidigungs- und Außenministerium sowie über verschiedene Journalistentätigkeiten bis zum Stellvertreter des Botschafters Rumäniens bei der UNESCO, Nicolae Manolescu, hochgearbeitet. Dieser ist seit Jahren Vorsitzender des rumänischen Schriftstellerverbandes. Die harscheste Kritik an Marga kam gerade aus der Reihe der Schriftsteller. Einige haben sogar die Buchmesse in Paris sabotiert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Anton Potche

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