Der Nobelpreis für
Literatur wurde 2009 an Herta Müller (*1953) verliehen. Eine Nestbeschmutzerin in
den Augen vieler Banater Schwaben. (Wie viele von ihnen jemals ein Buch von Herta Müller in der Hand hatten, ist
statistisch nicht belegt.) Herta Müller ist auch Trägerin des Marieluise-Fleißer-Preises der Stadt
Ingolstadt.
Marieluise Fleißer (1901 – 1974), die „Dramatikerin und Erzählerin der Neuen Sachlichkeit mit
psychologisch geschickten Charakter- und Milieukomödien aus bayrischem
Volksleben“ (Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur, Kröner, 1975), wurde
in der Stadt an der Donau als Nestbeschmutzerin beschimpft.
Der Schweizer Buchpreis
ging 2011 an Cătălin Dorian Florescu
(*1967). Ein Nestbeschmutzer in den Augen vieler Banater Schwaben, besonders
aus dem Dorf Triebswetter / Tomnatic. („Viele“ relativiert sich auch hier in
Anbetracht der nicht gerade hervorragenden Literaturaffinität der Banater
Schwaben – oder was von ihnen noch übrig geblieben ist.)
Auf der Homepage der HOG
Triebswetter kann man lesen: „Ein Rumäne beschreibt Triebswetter als Banater Dorf, in welchem er nie
gelebt hat und dichtet den deutschen Einwohnern identitätsfremde Lebensgewohnheiten an. Er beschreibt
sie als dreckige, stinkige, besoffene, Mörder, Zigeunerjäger, Hausabfackeler,
Geiselnehmer und verwendet dabei dieNamen
real existierender Personen und deren Vorfahren mit negativ aufpoliereten Geschichten aus dem Familienbuch der
Triebswetterer mit einer
wortgewaltigenhervorragend gestalteten schriftstellerischen Meisterleistung.
Er hat sich wirklich Mühe gemacht
unsere Identität und Geschichte zu verfälschen.“ (Orthographie und Tippfehler
übernommen.) Der Anstoß gilt besonders dem Roman Jacob beschließt zu lieben.
Darauf angesprochen, sagte der Schweizer Schriftsteller mit Temeswarer
Wurzeln der BANATER ZEITUNG (Temeswar, 21.11.2012) unter anderem: „Ich will
nicht in der Haut dieser Leute stecken. Das Gift, das sie sprühen, das
vergiftet sie selbst. Diese Verbitterung und diese Aggressionen sind furchtbar
und ich habe eigentlich Mitgefühl mit ihnen. [...] Die zwanghafte Suche dieser
Leute nach Sätzen, die irgendwas bei mir entladen sollte, weist eigentlich auf
Wahnideen. Denn für diese Leute ist eine Fiktionalisierung von bitterer
Realität nicht möglich. Und wenn es schon möglich wäre, dann sollte man es so
tun, wie sie es wollen, im Sinne einer folkloristischen Dorfchronik.“
Am 10. April 2013 gastiert Cătălin Dorian Florescu in der Fleißer-Stadt. Er wird um 19 Uhr im Altstadttheater, Kanalstraße 1a, 85049
Ingolstadt, Telefon: +49 (170)
9399922, E-Mail: kontakt@altstadttheater.de aus seinen Romanen Zaira
und Jacob beschließt zu lieben lesen. Die Lesung wird vom Rumänischen Freundeskreis Ingolstadt e.V.
organisiert und von Ramona Trufin moderiert.
Leider kann man weder aus der Lokalpresse, noch vom Internetauftritt des
Altstadttheaters, noch aus dem Online-Terminkalender des Autors erfahren, ob,
wann, wo und zu welchem Preis man Karten im Vorverkauf für diese Veranstaltung
bestellen kann. Sollte man in Ingolstadt vielleicht eine Großoffensive der „Triebswetterer“
befürchten? Wie auch immer, die Pioniere
in Ingolstadt stehen bestimmt Gewehr bei Fuß und sind jederzeit bereit
alle Angreifer im Fegefeuer in Ingolstadt
schmoren zu lassen.
Anton Potche
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