In Robert Rohrs
Standardwerk zur Musik der Donauschwaben Unser
klingendes Erbe (drei Bände) kann man nachlesen, dass im Jahre 1928 Peter Kleiner im Batschka-Dorf Gajdobra
eine Musikkapelle gegründet hat, deren Leitung er bereits ein Jahr später an Peter Fihn (1908 - 1998) übergab. Der
erst 21 Jahre alte Mann hatte bereits das Stankovic-Konservatorium in Belgrad
absolviert und in der Regimentsmusik der königlichen Garde seinen Militärdienst
geleistet. Er leitete die Blaskapelle seines Geburtsortes bis 1943.
Die
Diskriminierungsmaßnahmen des Tito-Regimes in Jugoslawien haben auch Peter Fihn getroffen. Er ließ sich daher nach dem Krieg in Österreich nieder, wo er eine Tanzkapelle
leitete. Im Jahre 1953 zog der Musiker weiter nach Deutschland und ließ sich in
Mittelstadt nieder. Hier dirigierte er 30 Jahre lang die Schwäbische Blaskapelle.
Peter Fihn
war ein leidenschaftlicher und vielseitiger Musiker. Er spielte Klarinette,
Saxophon und Violine. Seine großen Verdienste erwarb er sich allerdings als
Komponist und Dirigent. Über 100 Kompositionen nannte er sein Eigen. Viele
dieser Walzer, Polkas und Märsche sind auf den sieben Schallplatten, die er mit
der Blaskapelle aus Mittelstadt – die Kapelle spielte unter verschiedenen Namen
– eingespielt hat.
Titel wie Happy Party
(Moderne Ouvertüre), Im Rhythmus der Zeit (Konzertmusik), Festliche
Prélude oder Festliche Intrade deuten auf die Vielseitigkeit des schwäbischen Komponisten mit den
donauschwäbischen Wurzeln hin. Viele seiner Stücke sind auch heute noch in den
Repertoires der Blaskapellen zu finden. Dem Juventas-Marsch bin ich bei
einigen Blaskapellen begegnet. Vor Jahren fand ich auf einer CD des Preetzer Blasorchesters (Schleswig-Holstein)
den Schwentine-Walzer. Ja, und so manches Stück hat schon zu Lebzeiten Peter Fihns die Grenzen Deutschlands
überschritten. Ich erinnere mich zum Beispiel an die Uschi-Polka, die im
Banat der 1970er Jahre gespielt wurde.
Es kann gar nicht anders
sein, dass ein so beherzter und unermüdlicher Musiker sich in seinem langen
Leben auch so mancher Auszeichnung erfreuen durfte. Das goldene Verdienstkreuz
des Bundesverbandes der Blasmusik, Verdienstnadel und Bundesfördermedaille in
Gold des deutschen Volksmusikerbundes und Ehrennadel des Oberösterreichischen
Blasmusikverbandes sind nur einige seiner Auszeichnungen. 1992 erhielt er aus
den Händen von Bundespräsident Richard
von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz und auf Wikipedia wird Frau von Weizsäcker mit der Aussage
zitiert: „Die von ihm komponierten Märsche, Walzer und Polkas machten deutsches
Brauchtum auch in Texas bekannt und beliebt ...“.
Wir wissen nicht, ob Peter
Fihn in seinen letzten
Tagen seines Lebens gedanklich noch einmal in Gajdobra weilte. Aber wir können
mit Gewissheit behaupten, dass er im Laufe seines langen, arbeitsreichen Lebens
oft an seine erste Heimat gedacht hat. Musikstücke wie Die alte Heimat, Batschka,
Mein Heimatdorf, Donauschwabenmarschlied, Heimatglocken
oder Batschka o Heimat deuten darauf hin.
Die
Siebenbürger-Banater Blaskapelle
Ingolstadt (Ltg.: Hermann Mattes)
hat den beliebten Walzer Waldzauber (Video auf YouTube) in ihrem Repertoire.
Anton
Potche
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