Jahrmarkt, im Sinne von Warenkauf und -verkauf, gelegentlich auch von Warentausch, den gab
es befristet auch in Jahrmarkt; aber viel mehr noch war es Hort des täglichen
Seins, der Begegnung, des Austausches von Meinungen und Überzeugungen oder auch
des Rückzugs hinter den eigenen Zaun, infolge dessen mit vielen schönen Seiten
und manchmal auch mit Zwist und Hader behaftet.
Es,
natürlich es, denn Jahrmarkt war ein Dorf, ein Dorf wie alle Dörfer, also auch
ein Jahrmarkt der Gefühle, mit gelegentlichen Eruptionen; aber auch äußerlichen
Einflüssen, sprich politischer oder heute schon eher zeitgeschichtlicher Gewalt
ausgesetzt. Es war ein sogenanntes banatschwäbisches Dorf in der Banater Hecke.
Nicht das es vom Erdboden verschwunden wäre. Ganz im Gegenteil: Es lebt weiter,
nur eben nicht als banatschwäbisches Dorf, sondern als rumänisches Dorf mit dem
Namen Giarmata.
Geographisch
ist es am östlichen Rand des Pannonischen Beckens anzusiedeln. Sein Weichbild
ist schon leicht von den Ausläufern der Westkarpaten geprägt.
Im
Zeitraum 1720 - 1787 siedelten die Habsburger auch in dem damals von Serben
bewohnten Dorf Gyarmath deutsche Bauern und Handwerker an. Die Siedler kamen
aus Schlesien, Österreich, Elsaß, Böhmen, Mähren, Bayern, Baden, Württemberg,
Hessen, Luxemburg, Lothringen, aber vorwiegend aus der Pfalz. Alle brachten
ihre Mundarten mit. Im Laufe der Zeit entstand daraus eine Mischmundart, die am
stärksten von den Sprachmerkmalen der zahlenmäßig größten Siedlergruppe geprägt
ward, also den Pfälzern.
Den
höchsten Bevölkerungsstand erreichte Jahrmarkt genau um die neunzehnte
Jahrhundertwende. Im Jahre 1900 hatte das Dorf 4970 deutsche Einwohner.
Die
letzten Deutschen haben das Dorf in den Monaten nach dem Sturz der
kommunistischen Diktatur an Weihnachten 1989 verlassen. Man kann davon
ausgehen, dass heute noch ungefähr 3000 Menschen - die meisten von ihnen leben
in Deutschland - den „Johrmarker Dialekt“ sprechen. In spätestens 50, 60 Jahren
wird er endgültig „aus-gesprochen“ sein.
Die Sprecher dieser Mundarten haben die Entstehungsheimat ihrer Sprache verlassen und sind heute dem Assimilierungsprozess eines anderen sprachlichen Umfelds ausgesetzt.
[Auf der Schanz, 2003]
Berns Toni
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