Blasmusik gehört zum Gesellschaftsleben in Österreich
Wenn zwei Österreicher
sich treffen, gründen sie erst mal eine Musikkapelle und dann sehen sie weiter,
heißt es. Ein zugespitzter Charakterzug des Österreichers, könnte man sagen.
Was er an Wahrheit beinhaltet, ist die allerorts anzutreffende Präsents der
Musik im öffentlichen Leben. Das ist nun bei weitem kein österreichisches
Spezifikum, wird aber besonders von Touristen gerne als solches empfunden.Das ist in den Hohen
Tauern nicht anders als in Wien.
Wenn es im Wochenprogramm der
Tourismusinformation heißt, dass es auf dem Schmankerlmarkt „ganz viel Echtes
und Gutes gibt“, dann sind damit „Bauern- und Almprodukte, Lammfelle, Wolle,
Schmuck, Dekorationsmaterial vom Rauriser Naturstein, Filzwerk, Strohpuppen,
Handwerksvorführungen und vieles mehr“ gemeint. Zu dem „vieles mehr“ gehört
auch die Musik.
Drei Kinder nahmen da auf
einem Podest Platz – und legten los. Wie die Feuerwehr. So sieht das aus in dem
Land, das der Welt einen Wunderknaben Namens Mozart schenkte. Da spielen Kinder anspruchsvolle Stücke, als wäre
es das Selbstverständlichste dieser Welt. Und es müssen nicht Klavier und Geige
sein. Blasmusikinstrumente können da ganz gut mithalten. Jukilana nennt sich das Trio,
also Julia an der Trompete, Kilian am Bariton und Anna am Tenorhorn. Sie sind zwischen 11
und 13 Jahre alt und legen eine Geläufigkeit und Musikalität an den Tag, die Zuhörer
einfach nur staunen lassen. „Das ist halt eine andere Zeit“, hörte ich einen
Mann am Nebentisch sagen, „wir spielten damals einfach nur drauflos.“ Das war
seine Anerkennung für die Dynamik und Rhythmik des Trios. Wichtig für die
jungen Leute sind auch die richtigen Förderer und Mutmacher. Der ebenfalls noch
junge Geiger Thomas Albertus Irnberger
(Salzburg) scheut sich nicht in einem Interview zu behaupten: „Es gibt sehr
unzufriedene Musiklehrer, die es nicht ertragen, dass ein Kind begabter ist,
als sie.“ Seine als Beleg zum Besten gegebene Geschichte klingt wahrlich
haarsträubend, obwohl man sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen kann. Das
läuft in Rauris anders. Hier scheinen Musik, Malerei und Literatur eine
glückliche Symbiose zu bilden. Die drei Jukilana-Mitglieder erzählten mir stolz, dass
die Anregung zu diesem Trio von ihren Lehrern gekommen sei.
Rauris hat natürlich auch
eine Trachtenmusikkapelle, wie das benachbarte Embach auch und alle größeren
Ortschaften Österreichs. Diese Kapellen bilden einen ertragreichen Nährboden
für talentierte Kinder, die schon früh an die Blasmusikliteratur herangeführt
werden. Jukilana ist das beste Beispiel dafür. Julia und Kilian spielen
in der Trachtenmusikkapelle Rauris , Anna kommt von der Trachtenkapelle Embach.
Wenn Kinder so Blasmusik
spielen, wie klingt diese dann bei den Jugendlichen? Das konnte man live bei der
Einweihung des neuen Domizils der Rauriser Tourismusinformation – im Rahmen des
Bauernherbstfestes im Raurisertal - erleben. Die Rauriser Tanzlmusi gestaltete
den musikalischen Rahmen. Das ist eine auftritterprobte
Truppe. Ihre Livedarbietungen zeugen von musikalischer Qualität, sprechen aber auch von der überaus erfolgreichen Nachwuchsarbeit in den österreichischen
Musikvereinen.
Wer als Urlauber in
Österreich weilt, begegnet irgendwann auch der Musik. In Salzburg und Wien muss
er vielleicht dafür tief in die Brieftasche greifen, aber in den Bergtälern
kann er sie in seiner ganzen Urigkeit erleben. Und das auf einem erstaunlich
hohen künstlerischen Niveau.
Ingolstadt, 18.09.2012
Anton Potche
Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Meine Bekannte war letztes Jahr in Rauris. Da sie so sehr davon geschwärmt hat, denke ich auch darüber nach Rauris einen Besuch abzustatten. Kann mir jemand sagen, welcher Jahreszeit dafür besonders reizvoll ist?
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