Samstag, 14. April 2012

Offener Brief an M. Bernard-Henry Lévy

Wertester Herr Bernard-Henry Lévy,

leider hat WELT ONLINE  die Kommentarfunktion zu Ihrem bemerkenswerten „Essay“ Butt, zerlegt - Was war Günter Grass jemals anderes als Poseur und Betrüger? Der Moral-Prediger ist die Inkarnation jener Immoralität, die er früher anprangerte. Ein Debakel am Ende dieses Lebens (DIE WELT, 12.04.2012) deaktiviert. Das veranlasst mich, Ihnen meine grenzenlose Bewunderung via eines offenen Briefes kundzutun.

Sie haben in allem, was Sie hier festhalten, recht. Ich bin mir sicher, dass Sie lediglich aus Platzmangel Ihre bemerkenswerte Es-gibt-Liste nicht mit dem Satz „Es gibt das Israel mit seinem unbekannten konventionellen & atomaren Waffenarsenal“ fortgesetzt haben. Und damit ist die Liste natürlich noch lange nicht geschlossen.

Auch mit den „sich gehen lassen(den) und dabei den aufs Übelste verpesteten Mief ihrer Gedanken freisetzen(den)“ Kretins haben Sie mehr als recht. Ihr Mut, das anzuprangern, ist sehr lobenswert. So etwas tut man nicht. Ich meine, die vielen quälenden Fürze auf einmal in die Freiheit zu entlassen. Jetzt haben wir den Salat, wegen dem moralischen Gestank, der durch die Lande weht.

Seien Sie trotzdem unbesorgt. In den hiesigen Feuilletonstuben bleiben die Fenster dicht. Nichts von draußen, ich meine aus der Masse des kretinen, political-correctnes-unmündigen Volkes, wird dort eindringen. Und die mit viel Selbstbeweihräucherung einhergehende Häutung des Nobelpreisträgers wird als, von den Kretins eh nicht wahrgenommene, Noblessetat des deutschen Feuilletons in die Geschichte eingehen.

Sie sind ein Großer, Monsieur Lévy, wie Grass eben auch. Zwischen Ihnen und diesem „Faschisten, ohne es zu wissen, heimgesucht, ohne es zu wollen,“ gibt es nur einen kleinen, aber feinen Unterschied: Günter Grass hat eine politische Kritik geschrieben – für ein Pamphlet, also Schmähschrift, reicht das gar nicht aus -,  die zwar nie und nimmer ein Gedicht ist, aber immerhin zum Nachdenken anregt, während Sie eine Hasstirade verfasst haben, die nie und nimmer ein Essay ist und jedes Nachdenken überflüssig macht. Aber bleiben Sie trotzdem guter Dinge. Sie befinden Sich in bester deutscher Feuilleton-Gesellschaft.

Mit besonderer Wertschätzung
Anton Potche

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