Sonntag, 31. Juli 2011

Juli 2011 - Giarmata in den Medien

ZIUA DE VEST, Timişoara/Temeswar, 6. Juli 2011
Der Giarmataer PDL-Bürgermeister Ioan Delvai will einen Fotovoltaikpark in Jahrmarkt ansiedeln lassen. Seine Argumente: Es entstehen 30 Arbeitsplätze, der Strom aus der Sonne könnte von Einrichtungen in der Gemeinde zu billigeren Kosten genutzt werden und das gesamte Projekt brächte der Gemeinde gesteigerte Einnahmen. Die Gegner des Projekts, sieben von dreizehn Gemeinderäten, argumentieren so: die Investoren sind ihnen nicht bekannt und die Anlage ist für die vorgesehenen 35 Hektar viel zu groß. Ursprünglich war die Rede von nur fünf Hektar. Exbürgermeister Gavril Roşianu (UPSC) vermutet, dass hinter der Sache Delvais „eigene Interessen, mit denen er Wahlkampfpunkte sammeln will“, stecken.
+ + + Der Rosenkrieg geht fröhlich in immer neuen Auflagen weiter. +++

RENAŞTEREA BĂNĂŢEANĂ, Timişoara/Temeswar, 7. Juli 2011
Die Gemeindeverwaltung von Giarmata / Jahrmarkt hat ein EU-Projekt im Wert von 65 Millionen Euro an Land gezogen. Es handelt sich um einen Fotovoltaikpark, für den Bürgermeister Ioan Delvai auch schon einen Standort anvisiert hat. Nur ... Das leidige Thema Machtkampf im Rathaus scheint auch hier als Investitionsbremse oder gar –verhinderung hervorragend zu funktionieren. Sieben Gemeinderäte haben gegen das Projekt gestimmt. Das heißt erstmal Stillstand.
+ + + Wo die Chemie zwischen den Menschen nicht stimmt, kann selbst die Sonne ihre Kraft nicht voll entfalten. + + +

AGENDA.RO, Timişoara/Temeswar, 8. Juli 2011
Die Online-Zeitung widmet in ihrer Serie Lokale Aktualität (Actualitate locală) eine ganze Seite der Gemeinde Giarmata, dem ehemaligen Jahrmarkt. „Giarmata hat den Charme eines gut entwickelten Städtchens“ heißt es bereits in der Überschrift, aber schon der Untertitel deutet auf die ungelösten politischen Probleme der Ortschaft hin: „Die politischen Auseinandersetzungen zwischen den Gemeinderäten können das Leben der Bürger unangenehm beeinflussen“. Ein Beitrag schildert den Zustand der Dorfstraßen und erwähnt auch die nahe am Dorf entlang führende Autobahn. Ein Thema behandelt die Schule. Sie wird renoviert, obwohl die katholische Kirche sie zurückerstattet haben will. Zurzeit lernen 686 Kinder in der Schule. Es wird im Allgemeinen mehr als andernorts investiert, sowohl im privaten als auch im wirtschaftlichen Sektor. „Viele Stadtbewohner haben sich in Jahrmarkt Häuser gekauft. Sie haben sie hergerichtet und einige sind sehr schön“, schreibt die Site.
+ + + Ich frag’ mich bloß, was die katholische Kirche mit dem Schulgebäude will. Lasst doch die Kinder in Ruhe lernen. Diese zusammengewürfelte Dorfgemeinschaft hat mit sich selber genug zu tun, um zusammenzuwachsen, da brauchen die Menschen nicht auch noch solche Probleme. + + +  

Schwimmbecken in Giarmata / Jahrmarkt
im Mai 2010
Foto: Ewald Streitmatter
ZIUA DE VEST, Timişoara/Temeswar, 29. Juli 2011
Grün für das Fahrrad heißt die Tour, die seit 2009 vom gleichnamigen Radhaus in Timişoara / Temeswar für Fahrradliebhaber veranstaltet wird. Heuer wird am 31. Juli auf folgender Strecke gefahren: Haus „Grün für das Fahrrad“ in der Circumvalaţiunii-Straße - Giarmata – Cerneteaz - Covaci – Timişoara. Das sind 29 km.
+ + + Am Strand in Giarmata eine Erfrischungspause einzulegen, ist anscheinend nicht geplant. Das wäre bei diesem Zustand der Anlage auch nicht ratsam. + + +

Donnerstag, 28. Juli 2011

Falsche Prestigeobjekte in Ingolstadt

Als man noch Briefe mit der Hand schrieb und sie aus Ingolstadt in die Welt verschickte, schrieb man auf die Absenderadresse „Ingolstadt an der Donau“. Seither ist auf dieser viel Wasser in Richtung Schwarzes Meer geflossen. Heute spricht oder liest man nur von der Auto- oder Audistadt „Ingolstadt“. Ich kam vor Rund 30 Jahren als Aussiedler nach Ingolstadt an der Donau. Heute lebe ich in einem Ingolstadt, das von Teilen des gegenwärtigen Stadtrates, mit einer CSU-FW-Mehrheit, anscheinend „in“ die Donau geschoben werden will. Sollte ich in Zukunft in meine Absenderadresse gar „Ingolstadt in der Donau“ tippen müssen?

Schaut man sich den Aktionismusdrang der Stadtparlamentarier an, dann ist diese Frage gar nicht so abwegig. Seit Jahren schwadronieren sie davon, die Stadt „näher an die Donau zu bringen“. Dabei hat man doch die Donau schon im 14. Jahrhundert näher an die Stadt gebracht. Ihr Hauptarm verlief viel südlicher durch eine ausgedehnte Auenlandschaft im heutigen Flussbett der Sandrach.

 Was Ingolstadts Stadtväter unter „näher an die Donau“ verstehen, kann man in Teilen schon jetzt sehen: vor allem Beton, Beton, Beton und je weniger naturbelassene Uferböschungen. Diese öde Verschandelung einer Flusslandschaft nennt man hierzulande Promenade. Dort sollen die Ingolstädter noch mehr als bisher flanieren – in einer betongrauen Flusslandschaft. Schließlich sind die Autobauer moderne Menschen und keine nostalgischen Romantiker, oder umgekehrt, romantische Nostalgiker.

„Schaue jemand den Donaustrom, wie groß, wie breit, wie tief, wie reißend, wie rasend derselbe. [...] Er ist nichts als Wasser und ist doch immerzu rauschig. Seine Tiefe, wer will’s ergründen? Seine Stärke, wer will sie binden? Seine Größe, wer will sie mindern? Seinen Lauf, wer will ihn hindern? Groß und grausam, grausam und groß ist die Donau!“ (Abraham a Santa Clara, *1644 - †1709, Jesuitengymnasiast in Ingolstadt)

„Schlosslände“ nennen die Ingolstädter die stark befahrene Straße entlang der Donau zwischen der Schiller und der Adenauerbrücke, also Anlegeplatz für Flösse, Kähne oder Schiffe. Abraham a Santa Clara wüsste bestimmt, was ich meine. Diese Straße soll jetzt verschwinden oder im besten Fall für Privatautos gesperrt werden, damit wir Ingolstädter endlich näher zur Donau kommen. Das heißt, circa 17.000 Autos sollen täglich die Altstadt durch- oder umfahren, um vom Osten des weiterhin rasant wachsenden Stadtgebiets in den Westen und vice versa zu gelangen. Einen originellen Beitrag zur deutschen Klimapolitik kann man das wohl nennen. Oder sollte die Botschaft aus der Audi-Zentrale im Nordwesten der Stadt, dass die Ära des Verbrennungsmotors noch lange nicht vorbei sei, nicht bis ins Stadtzentrum vorgedrungen sein?

Hochwasserschutzwand und Treppen
an der Schlosslände
Und so wird die Stadt nach Stadträtevision näher zur Donau rücken, sich förmlich an den Fluss kuscheln: Die Menschen werden nicht nur ihre Wohnungen, sondern sogar ihre Haus- und Schrebergärten verlassen, um sich wie die Eidechsen auf den Betonterrassen zu sonnen. „An der Schlosslände würde auf mehreren hundert Metern eine unmittelbare Verbindung zur Donau geschaffen; teils über die vorhandenen Treppen in der Ufermauer, teils über neue Terrassen, die direkt bis hinunter ans Wasser führen könnten.“ (DONAUKURIER) Das ist unsere Romantik, gut 300 Jahre nach Abraham a Santa Clara. Besucherströme aus allen Herren Länder werden die Stadt überfluten, um dieses Anblicks vollkommener Glückseligkeit gewahr zu werden. Und sie werden eine wahre Lände vorfinden, mit (Restaurant)Schiff und Fähre mit Fährmann.

Und trotzdem muss der Name „Schlosslände“ dann auf jeden Fall geändert werden. Das Schloss wird nämlich von der Promenade, also auch vom so innig geliebten Fluss her gar nicht oder nur eingeschränkt zu sehen sein. Besonders Ingolstadts Kulturpolitiker, aber auch deren Kollegen im Stadtrat, liebten schon immer den großen Wurf und nicht das triviale Klein-Klein. Das führte dann in der Regel zu Stadtverunstaltungen wie der Rathausplatz oder das Industriebrachland auf dem Gießereigelände, um nur zwei Beispiele von vielen zu nennen.

 Der letzte angedachte große Wurf heißt „Museum der Bayerischen Geschichte“. Es soll zwischen Neuem Schloss und Donau gebaut werden, falls Ingolstadt den Zuschlag bekommt. Die Sicht auf das Schloss wäre futsch, es sei denn, man baut das Museum nach unten, am besten gleich in die Donau. Welch herrliche Perspektive für eine deutsche Großstadt.

Dass die anvisierte Donaupromenade als Zuschlag für die vom Kulturamt der Stadt bei der Landesregierung in München eingereichte Bewerbung für das Geschichtsmuseum zu bewerten ist, liegt klar auf der Hand. Ingolstädtern, die eine naturnahe Heimatstadt einer von Beton strotzenden, kalten Großstadtatmosphäre vorziehen, bleibt dabei nur die Hoffnung, dass eine andere Stadt den Zuschlag für dieses Museum bekommt.

Man liest in letzter Zeit in der Lokalzeitung von weinenden Referendarinnen und der Initiative eines gesamten Schulkollegiums für neue Lehrerstellen. Ein Arbeitskollege hat mir heute erzählt, dass in seiner Dorfschule Simultanunterricht angedacht war, nur weil ein (1) Kind für die nötige Klassenstärke fehlte. Er will aber nicht, dass sein Kind über- oder unterfordert wird, je nachdem ob es mit älteren oder jüngeren Kindern in eine Klasse kommt. Das wäre eigentlich das richtige Feld, auf dem Politiker sich profilieren sollten (auch wenn es nicht unbedingt in ihrem direkten Zuständigkeitsbereich liegt) und nicht Prestigebauten und Betonterrassen – selbst in oder gerade in Zeiten, in denen Steuergelder reichlich fließen.

Anton Potche
Foto& Video: Anton Potche

Sonntag, 24. Juli 2011

Verschandeltes Deutsch

Eine Sprache ist lebendig und daher stetigen Änderungen unterworfen. Auch Deutsch. Dass es dabei viele willkürliche und unnötige Eingriffe seitens wissenschaftlicher Gremien gibt, ist keine Neuheit. Andererseits werden auch sinnvolle Reformschritte unternommen. Als die Konferenz zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung am 17. Juni 1901 in Berlin tagte und auf das "th" in deutschen Wörtern verzichtete oder so manches "c" mit einem "k" ersetzte, war das bestimmt nicht verkehrt. Zumindest nicht für uns Nachgeborene. Was Goethe dazu gesagt hätte, können wir nur vermuten. Er hätte sich wohl wie Grass und andere Literaten nach der letzten Rechtschreibreform (1996) verhalten, also nicht gerade zustimmend.

Gut, an den Verlust oder Zugewinn des einen oder anderen Buchstabens gewöhnt man sich mit der Zeit. Schlimmer ist es mit den eingedeutschten oder willkürlich benutzten Wörtern aus anderen Sprachen. Besonders die sogenannten Anglizismen wuchern fröhlich im deutschen Sprachbeet mit all seinen wunderbaren Pflanzen. Und so mancher Journalist kann sich nicht beherrschen, seine Fremdsprachenkenntnisse mittels dieses Sprachunkrauts zu beweisen. Alle werden mich ob dieser Gescheitheit bewundern, wird er sich wohl denken. Wenn er sich nur da nicht mal täuscht.

 Andrei Pleşu sagte vor Jahren in Hamburg bei der Entgegennahme des Joseph-Bech-Preises: „Es gibt schon eine >hölzerne Sprache< des kommunitären Vortrags, es gibt Klischees, protokollarische Euphorien und gestikulatorischen Missbrauch.” Und er stellt zu dieser und anderen Äußerungen die rhetorische Frage: „Wozu soll dann all dieser Übereifer gut sein?” Es ging damals in seinem Diskurs um den Exterioritäts-Komplex der EU-Kandidatenländer. Rumänien ist längst dabei. Der Übereifer ist geblieben und schlägt sich auch in der Sprachnachahmung nieder. Die hölzerne Sprache der Politik wird im rumänischen Journalismus von einem Anglizismuswahn begleitet, der die „denglischen” Sprachpantscher des deutschen Sprachraums in den Schatten stellt. In fast allen Zeitungen wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, der heimische und im Rumänischen männliche sfârşit de săptămână (unser weibliches Wochenende) längst vom abgedroschenen und egalisierenden weekend verdrängt.

Diesem Übereifer sind auch die wenigen – erfreuliche Ausnahmen von diesen Wenigen bestätigen natürlich auch hier die Regel – Journalisten der deutschen Zeitungen aus Rumänien verfallen. Wer diese Blätter durchsieht, wird schnell erkennen, dass besonders deutsch schreibende, aber aus rumänischen Familien kommende junge Journalisten anscheinend ihren rumänischen Kollegen um keinen Preis im Anglizismenrun nachstehen wollen. Am 25. Mai konnte man in der BANATER ZEITUNG / Temeswar lesen, dass „Warsaw Village Band, Forbidden City Chamber, Beefólk und Tündérground die Performer sind”, die beim Plai-Festival in Temeswar performen werden. Das sind Musikgruppen, die bei einem Musikfestival auftreten werden. Mal ganz abgesehen davon, dass ein Performer in der Regel allein auftritt, um seine Performance, also Vorführung, darzubieten, stellt sich bei mir die Frage, was die nicht mehr allzu junge Leserschaft der Temeswarer Zeitung wohl mit solchen Berichten anfangen kann.

Auch jungen deutschen Zeitungsleserinnen und –lesern wäre besser gedient, wenn Alexander Hausvater die Botschaft seiner Inszenierungen statt einer Message derselben erläutern könnte. (BANATER ZEITUNG, 22. Juni 2011). Besonders gegenüber der jungen Leserschaft, die wohl großteils aus rumänischen oder rumänisch-deutschen Familien kommt, haben die Printmedien als Vermittler einer fremden Sprache eine große Verantwortung. Wer in Rumänien eine deutsche Zeitung liest, will bestimmt auch etwas Klang dieser Sprache, wenn auch nur geistig, mitbekommen und nicht das mehr oder weniger unglücklich eingeflochtene und ihr/ihm wahrscheinlich sowieso geläufige Englisch.
Anton Potche

Sonntag, 17. Juli 2011

Angajamentul cultural al concernului Audi

Firma Audi organizează în fiecare an un festival de muzică clasică sub denumirea Audi Sommerkonzerte (Audi Concerte de Vară). Orchestre, ansambluri de cameră şi solişti de renume mondial cântă în oraşul bavarez Ingolstadt, sediul administrativ al concernului Audi, la preţuri „normale”. Rupert Stadler, preşedintele consiliului  de direcţie al concernului Audi, scrie în prefaţa broşurii de program: „Muzica clasică emoţionează, uneşte şi entuziasmează.”

 Entuziasmul publicului s-a simţit şi în acest an mai ales la concertele open air care făceau parte din program. La acest sfârşit de săptămână au avut loc chiar trei astfel de concerte, frecventate de un public numeros şi „entuziasmat”. Acest entuziasm nu se datoreşte numai faptului că aceste concerte s-au dat pe gratis, ci şi nivelului superior de interpretare. Un rol major joacă în aceste concerte şi ambianţa lejeră împreună cu împrejurimea arhitectonică şi peisagistică. Toate acestea, împreună cu un timp favorabil, sunt garanţia pentru spectacole muzicale de o calitate deosebită.

Vineri seara a cântat pe scena, instalată în Parcul Klenze, pe malul Dunării, renumitul Royal Philharmonic Orchestra din Londra, sub bagheta lui Carl Davis. Programul s-a intitulat Muzică din 50 de ani James Bond. Mii de spectatori, stând degajaţi pe pături, scaune pliante sau simplu pe iarbă – unii şi-au adus mâncare şi băutură -, au fost beneficiarii unui concert distractiv, informativ şi de o calitate muzicală deosebit de plăcută. S-a simţit imediat că acest concert face parte din sarcinile mai puţin dificile ale orchestrei. Cu atât mai perfecte au fost înterpretările diferitelor grupuri de instrumente şi a grupei ritmice. Orchestra londoneză a cântat cu o vervă şi un simţ dinamic atât de insistent încât a facilitat o prospeţime deosebită unor melodii cunoscute de zeci de ani – primul film James Bond datează din anul 1962 – de sute de milioane de oameni. Un alt punct forte al programului a fost prezenţa cântăreţei Mary Carewe şi a moderatorului Dominique Horwitz.


Sâmbătă seara a cântat Orchestra Georgiană de Cameră din Ingolstadt. Sub conducerea dirijorului Ariel Zuckermann au fost interpretate uverturi, arii şi duete din opere de Mozart, Rossini, Donizetti, Puccini şi Lehár. Au cântat soprana Martina Jankova şi tenorul Michael Schade. Ambele concerte open air au fost urmate de un scurt, dar impresionant foc de artificii.


Filarmonica de Suflători Audi
Azi dimineaţă s-au urcat pe scenă muzicienii Filarmonicii de Suflători Audi, de fapt o fanfară sinfonică, constituită în mare parte din angajaţi ai firmei Audi şi dirijată de Christian Lombardi. Ei au cântat melodii de film din lumea miraculoasă şi atât de iubită de copii, care este şi nouă, adulţilor, arhicunoscută sub denumirea de Walt Disney. Sute de copii s-au bucurat nu numai de muzica filarmonicilor, ci mai ales de prezentatorul Malte Arkona care a reuşit să-i motiveze pe cei mici să cânte şi să danseze pe melodiile renumite din peliculele lui Walt Disney


Anton Delagiarmata

Fotografie & Video: Anton Potche

Donnerstag, 14. Juli 2011

Adam Müller-Guttenbrunn des Antisemitismus bezichtigt

Der „Erzschwabe“ Adam Müller-Guttenbrunn (1852 - 1923) trug dieses Prädikat nur für uns Banater Schwaben. Anders gesagt, nur wir sahen in ihm den „Erzschwaben“. An seinen Wirkungsstätten in Wien war er natürlich „nur“ der Feuilletonist, Schriftsteller, Dramaturg, Theaterdirektor oder Politiker. Als solcher war er eine Person des öffentlichen Lebens und so Lob und Tadel gnadenlos ausgesetzt.

 Dass er es als Theaterdirektor nicht einfach hatte, kann man zum Beispiel einer Leserbriefantwort entnehmen, die Karl Kraus (1874 – 1936) in seiner FACKEL, Jg. I, Nr. 27 einem „Vorstädter“ auf Seite 30 gab. „Wie das mit dem Jubiläumstheater und der Wiener Presse ist? Vielleicht habe ich noch mancherlei darüber zu sagen. So viel für heute: Dies »Parteitheater« hat bisher nicht ein Hundertstel von dem erfüllt, was — die Stücke eines Herrn Buchbinder für den Antisemitismus leisten. Das Repertoire-Inserat in der Weihnachtsnummer der ‚Neuen Freien Presse‘ war gewiss auffallend. Das Blatt hatte sich aus natürlicher Abneigung gegen die Absichten und das Programm des Theaters bisher geweigert, das Repertoire wie das der anderen, »liberalen« Theater gratis abzudrucken. Herr Müller-Guttenbrunn fand lange Zeit kein Mittel, den Widerstand zu brechen. Endlich verfiel er auf das nächstliegende: er zahlte. Auch den Annoncen von Köchinnen, die nur zu christlichen Herrschaften kommen wollen, auch Reclamen für Seebäder, die nur christliche Curgäste aufnehmen, war die tolerante Administration des Blattes bisher nicht unzugänglich. Nun hat sich das Jubiläumstheater auf kurzem Wege »Beachtung« verschafft. Bei größeren Insertionsaufträgen erfolgt lobende Erwähnung im »Hauptblatt«. Das möge Herr Müller-Guttenbrunn bedenken, wenn er endlich auch ein günstiges Urtheil über sein Theater erreichen will. Die Antisemiten kennen nun den Weg, die ‚Neue Freie Presse‘ für sich zu gewinnen. Wer vom Rathhaus in die Fichtegasse gelangen will, muss die Wollzeile passieren.“

Auweh! Antisemitismus. Das ist ein hartes Urteil. Wir sind erst im Dezember 1899, dem ersten Jahr der FACKEL. Da sind die Nationalsozialisten noch nicht einmal am Horizont erspähbar. Adam Müller-Guttenbrunn ist seit 1898 Direktor des Kaiser Jubiläums-Stadttheaters in Wien. Zwei Jahre zuvor war er als Direktor des Raimund-Theaters, übrigens der erste in der Geschichte dieses Hauses, suspendiert worden. Seine Vorstellungen von einer deutschen volkstümlichen Nationalbühne formulierte er mal so: „Ich schrieb das Wort Deutsch nicht auf meine Fahne, aber ich trug es im Herzen, ich gab kein Losungswort aus gegen die Bühnenwerke anderer Völker, aber ich war tief durchdrungen, daß ich sie werde entbehren können.“ 

 Das ist natürlich weit von einem Antisemitismus, wie auch immer geartet, entfernt. Sollte der sprachgewaltige Gesellschafts- und Kulturanalytiker Karl Kraus nicht gewusst haben, dass Menschen, die von den geographischen Rändern eines Vielvölkerstaates kommen, aber dem Zentrumsvolk angehören, ein viel stärkeres Nationalitätengefühl, quasi als Selbsterhaltungstrieb, entwickeln – wo doch auch er selber von einem dieser Ränder stammt? Oder geriet hier Adam Müller-Guttenbrunn in die Scharmützelgefechte, die Kraus dauernd mit Teilen der Wiener Presse führte? Klar ist, dass der Wiener Publizist mit seinen Gegnern alles andere als zimperlich umging.

Anton Potche

Freitag, 8. Juli 2011

In Klagenfurt wird gelesen - auch für Schichtarbeiter

Ein Freitag wie jeder andere. Putzen, das Haus, unsere Wohnung, von oben nach unten. Alle erdenklichen Glückshormone wallen durch meine Adern, bringen mich zum Schwitzen, noch bevor ich den Staubsauger anwerfe, und stacheln meine Sehnsucht nach einem Sechser mit Zusatzzahl an. Als Erstes wird eine Putzfrau eingestellt.

Und doch ist dieser Freitag anders. Zumindest der Vormittag. In Klagenfurt und 3sat gehen die 35. Tage der deutschsprachigen Literatur über die Bühne. Ich bin allein. Frau in der Arbeit. Tochter unterwegs. Enkelin zu Hause. Ich da - mit Staubsauger und Putzlappen.

Das musst du ausnutzen. Also um halb sechs aufstehen, damit ich um 10 Uhr aufnahmebereit bin für die Lesungen an diesem Freitagvormittag. Geschafft. Es geht los, mit dem in Berlin lebenden schweizer Schriftsteller Linus Reichlin. Ein Schuss fällt. In Afghanistan. Eine Frau wird getroffen. Geschossen hat ein Arzt. Da liegt eine Sandale im Sand. Du kannst auch mit geschlossenen Augen zuhören, denke ich und habe sofort verloren. Als ich aufwache, steuert die Geschichte auf ihr Ende zu. Für mich ist alles zusammenhanglos. Langweilig. Dann diskutieren die Juroren. Sie waren, hoffentlich, wach geblieben; auch die Zuhörer im Saal, viele Frauen und einige ältere Herren.

Ich bin wieder da und lausche Maja Haderlap, eine in Österreich lebende Slowenin, die in der Schule Deutsch gelernt hat. Ihre Gedichte hat sie in Slowenisch geschrieben, ihren Wettbewerbstext deutsch: Im Kessel - in der Wahrnehmung eines Kindes. Ich wohne gedanklich einem Waldspaziergang weit zurück in die deutsch-slowenische Vergangenheit des verflossenen Jahrhunderts bei, eine mit viel Schuld belastete Vergangenheit.

Das ist Heimatliteratur. Gute. Der Text ist bei den meisten Juroren gut angekommen. Warum verwundert mich das eigentlich? Die Zeit hält nicht inne, nicht in Klagenfurt und auch nicht in meinem Wohnzimmer. Ich mache mir eine Brotzeit zurecht und brühe mir einen Kaffee auf. Beide wandern in meinen Rucksack. Ich muss zur Arbeit, in die Spätschicht. In Klagenfurt wird weiter gelesen. Der Bachmannpreis ist nach wie vor begehrt. Tja, schreiben müsste man können.

Anton Potche

Sonntag, 3. Juli 2011

Audi Bläserphilharmonie, 17. Juli 2011

Die Audi Bläserphilharmonie gestaltet im Rahmen der Audi Sommerkonzerte ein Familienkonzert im Klenzepark zu Ingolstadt. Das Open-Air-Konzert beginnt am Sonntag, 17. Juli 2011, um 11:00 Uhr und wird laut Veranstalter nur bei „extremer Wettersituation“ abgesagt. Das Orchester unter der Leitung von Christian Lombardi wird für Kinder und Kinder gebliebene Erwachsene Musik aus Walt-Disney-Filmen spielen.
Folgendes Programm wurde bekanntgegeben:

Atsuhiro Isozaki (Arr.): A Tribute to Disney (1937)
Richard M. Sherman / Robert B. Sherman / Irwin Kostal (Arr.): Mary Poppins (1964)
Sherman/Sherman/Gilkyson Marcel Peeters (Arr.): Dschungelbuch (1967)
Alan Menken John Moss (Arr.): Selections from Alladin (1992)
Hans Zimmer / Calvin Custer (Arr.): The Lion King (1994)
Alan Menken / Calvin Custer (Arr.): The Huntchback of Notre Dame (1996)
Randy Newman / Jay Bocok (Arr.): Toy Story 2 (1999)
Phil Collins / Paul Murtha (Arr.): Tarzan „You'll be in my Heart“ (1999)
Klaus Badelt / John Wasson (Arr.):Pirates of the Caribbean (2003)


Moderiert wird das Konzert von Malte Arkona, zurzeit Fernsehmoderator beim SWR Fernsehen und beim Ersten Deutschen Fernsehen.


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Resonanz

Von Piraten zu Mäusen - Open-Air-vergnügen: Audi-Bläserphilharmonie spielt Kinohits, titelt der DONAUKURIER vom 19. Juli und hält fest, dass "der Meister mit dem Dirigentenstab ein Ensemble mit hohem musikalischem Niveau vor sich hat". Das hat auch das Publikum, meist junge Eltern mit ihrem Nachwuchs, gemerkt, denn "der begeisterte Applaus stellt sich bei den konzertanten Hörgenüssen mit den Hits aus dem >Dschungelbuch<, >Mary Poppins< und  bekannten Disney-Melodien jedes Mal [...] machtvoll ein." Ein Sonderlob bekommt der Conférencier: "Malte Arkona hat überdies ein besonderes Herz für Kinder. Er steigt von der Bühne, formt die jungen Fans flugs zu einem Chor und zieht mit ihnen in einer Polonaise durch die Reihen."

Die NEUBURGER RUNDSCHAU berichtet von "3000 Zuhörern aller Altersgruppen". Das ist natürlich eine relative Zahl, denn "den ganzen Vormittag über kamen Familien in den Klenzepark".

Foto: Anton Potche