Mittwoch, 14. April 2010

Das Eine-Stufe-Modell

Wieso ist die FDP jetzt plötzlich eine Umfallerpartei, wo sie doch nur das tut, was Regierungsparteien aller Couleur schon immer taten? Sie distanziert sich langsam aber sicher von den im letzten Wahlkampf gegebenen Versprechen. Wer sich darüber ärgert, ist selber schuld. Jeder Glaube an Wahlversprechen hat seinen Ursprung in der Naivität.

Vom Drei-Stufen-Modell der FDP ist jetzt ein Fünf-Stufen-Modell geworden. Dass dieses Steuerkonzept nicht mehr als einige Blätter beschriebenes Papier ist, weiß jeder der sich ein wenig - so als Normalbürger - mit Politik beschäftigt. Unionsfraktionschef Volker Kauder hat jedenfalls sofort die passende und natürlich nichtssagende Losung für die Steuerabspekungspläne der FDP parat, wenn er sagt: "Union und FDP geht es vor allem um die Entlastung und um mehr Gerechtigkeit für die Arbeitnehmer." Mir ist keine Partei in Deutschland bekannt, die das nicht sofort unterschreiben würde, natürlich auf das eigene Steuerkonzept gemünzt.

Mein Arbeitskollege war sauer ob dieser unnötigen Steuerdebatte. Vor 2012 passiert erstens sowieso nichts, da sind die Streithähne im Regierungslager sich einig, und zweitens, wäre ein Eine-Stufe-Modell das Beste, ist mein Arbeitskollege überzeugt. Er hat gestern den Bierdeckel von Friedrich Merz - lebt der Mann überhaupt noch? - als einzig verrnünftiges Steuerkonzept für Deutschland verteidigt und auch gleich den alleinigen Steuersatz für alle Erwachsenen dieses Landes, also Deutschlands, genannt: 5 Prozent. Alle Steuersubventionen, Steuernachlässe, Abschreibungen und was es da noch alles gibt, müssen weg, für immer und ewig getilgt werden. Das hat er extra betont.

"Mit einer kleinen Ausnahme", fügte er, mein Arbeitskollege, mit etwas abgedämpfter Stimme noch hinzu: "Die Pendlerpauschale muss bleiben." Und er hat das auch sehr überzeugend begründet. Es gehe nicht an, dass er mit dem Auto 30 km zur Arbeit kommen muss, während meine Wenigkeit nur 8 km für die gleiche Arbeit zurücklege und das noch mit dem Fahrrad. Nein, also da muss es schon einen Unterschied bei der Steuer geben. Als ich entgegnete, dass weder die Firma noch der Staat ihn bemusse, hierher zur Arbeit zu kommen, und er beim Blick aus dem Fenster in die wunderschöne Altmühlttallandschaft blicke und beim Öffnen desselben  nur Vogelgesang vernehme, während vor meinem Schlafzimmerfenster nachts um 2.00 schon mal eine Lock rangiert, ließ er dieses Vor- und Nachteilargument überhaupt nicht gelten.

Was einem zusteht, muss er auch bekommen, sagen sogar die Richter in Karlsruhe und unterstützen so meinen aufgebrachten Arbeitskollegen, seine Bierdeckel-Theorie selbst ad absurdum zu führen.
Anton Potche

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